Matthias, Du leitest seit fast 13 Jahren das Reiseleitermanagement der Gebeco, bist somit auch Chef-Reiseleiter. Aber Deine Anfänge in diesem Beruf gehen weiter zurück. Wie hat eigentlich alles angefangen?
Ich habe relativ spät, etwa 10 Jahre nach meinem Abitur, angefangen zu studieren. Eines Tages kam ich an der Uni mit einem der Assistenten ins Gespräch und der erzählte mir, dass er in den Semesterferien Studienreisen nach China leiten würde. Das fand ich faszinierend und so habe ich ihn erst einmal ausgefragt, denn ich wollte so viel wie möglich darüber wissen. Ein halbes Jahr später habe ich mich dann bei verschiedenen Reiseveranstaltern beworben und auch gleich meine erste Reise bekommen.
Und wo führte die erste Reise hin?
Die erste Reise führte durch drei Länder, nämlich Pakistan, China und Nepal. Ich war natürlich sehr gespannt und auch aufgeregt, ob ich das alles inhaltlich und organisatorisch hinbekommen würde. Gute Vorbereitung ist eine Sache, etwas live und in Farbe zu erleben etwas ganz anderes. Natürlich wollte ich auch nicht, dass die Gäste merken, dass es meine erste Reise ist.
Gab es denn zuvor keine Ausbildung?
Nein, in den 80er Jahren hatte man andere Vorstellungen. Erst später fingen die Reiseveranstalter nach und nach an, Studien- und Erlebnisreiseleiter auszubilden und zu schulen. Gebeco gehörte da zu den Pionieren in der Branche, denn von Anfang an hielten auf den Jahrestreffen der Reiseleiter externe Experten Fachvorträge und leiteten Workshops, um den Reiseleitern die notwendige Unterstützung zu geben, z.B. in den Bereichen Methodik und Didaktik, Gelassenheit, Stimmtraining, Konfliktvermeidungsstrategien u.v.a.m.. Der vermittelte Methodenkoffer wurde Jahr für Jahr sukzessive erweitert, die Kompetenzen der Reiseleiterrinnen und Reiseleiter gestärkt.
Was muss denn ein Reiseleiter mitbringen?
Die Anforderungen sind schon hoch. Gebeco bietet qualitativ anspruchsvolle Reisen, da erwarten die Gäste auch eine Top-Reiseleitung. Es ist wie im Sport: Du kannst jemanden trainieren, schneller zu laufen; aber du kannst ihm nicht beibringen, schnell zu laufen. Vieles können wir vermitteln, aber eine umfassende Landeskenntnis, eine sehr gute Allgemeinbildung, ein stabiles Nervenkostüm, hervorragende Kommunikationsfähigkeiten und nicht zu vergessen Humor – all das muss ein Reiseleiter bereits mitbringen.
Und wie sieht so ein typischer Reisetag aus?
Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt so etwas wie einen typischen Reisetag gibt. Jede Gruppe, jede Reise ist ja anders, ist immer wieder neu. Gemeinsam ist allen Tagen, dass sie sehr lang sind, denn man muss vom Frühstück bis fast zum Schlafengehen für die Gäste da sein. Das schafft man nur mit der richtigen Einstellung, robuster Physis und mentaler Stärke.
Was ist denn die richtige Einstellung?
Ich muss mir bewusst sein, dass ich im Dienstleistungsbereich tätig bin. Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Und ich weiß, dass ich maßgeblich dazu beitrage, dass die Gäste eine tolle Reise erleben und mit nachhaltigen Erlebnissen nach Hause zurückreisen. Die überdurchschnittlich guten Bewertungen unserer Reiseleiter zeugen davon.
Sind Studienreisen nicht längst aus der Mode gekommen?
Eine Gebeco-Reise, und erst recht eine Studienreise, ist immer eine intelligente Urlaubsform, bei der die Reiseleitung Gegenwart und Vergangenheit in Beziehung setzt. Dieses Reiseformat ermöglicht eine Auseinandersetzung mit dem Gastgeberland und geht weit über das bloße Besichtigen von Sehenswürdigkeiten hinaus. Durch Aufzeigen der gegenwärtigen Lebenssituation, auch und gerade der Alltagskultur, gelingt es unseren Studienreiseleitern ein authentisches Bild des Reiselands zu vermitteln. Das ist das Tolle an diesem Beruf.
Stört es Dich, wenn andere sagen, dass Du ja bezahlten Urlaub machst?
Nee, längst nicht mehr. Wenn jemand diese Auffassung äußert, dann rate ich ihm oder ihr, sich doch einfach zu bewerben. Nein, es stört mich nicht. Im Gegenteil es ist toll, dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen und durch die eigene Leistung mit dazu beizutragen, dass die Gäste unvergessliche Erlebnisse mit nach Hause nehmen.