Im Land der Berggorillas
- Besuch beim "Ziwa-Nashornprojekt"
- Fünf Nationalparks mit einzigartiger Flora und Fauna
- Schimpansen und Baumlöwen auf der Spur
Uganda ist nicht Südafrika oder Namibia, es gehört nicht zu den touristischen Top-Destinationen Afrikas. Das Land, das an Kenia, Tansania, Ruanda, die demokratische Republik Kongo und Südsudan grenzt, ist eher ein touristischer Geheimtipp, wenn man diesen Ausdruck nicht für abgedroschen hält. Hier passt er. Lange Zeit waren Nachrichten aus Uganda keine guten Nachrichten. Das seit 1962 unabhängige Land versank in den 1970er Jahre für fast 20 Jahre in politischem Chaos und in Bürgerkrieg. Stichwort: Idi Amin, der Schlächter von Kampala. In diesen Zeiten verloren hunderttausende Ugander ihr Leben und auch die Tierwelt des Landes wurde im Krieg drastisch dezimiert. Seither, und das sehen wir während unserer Rundreise durch Uganda, haben sich die Dinge grundlegend geändert. Denn wo sieht man sonst fünf völlig unterschiedliche Nationalparks mit ihrer Großtierwelt, den zweitgrößten Binnensee der Welt, „die Quellen“ des Nils und vor allem Gorillas und Schimpansen aus allernächster Nähe? Nur in Uganda. Also doch ein Geheimtipp.
Dass Uganda eine afrikanische Arche Noah ist, liegt an ganz profanen erdgeschichtlichen Entwicklungen: Bei unserer Rundreise durch Uganda sehen wir, wie zwei wichtige Naturräume aufeinanderprallen. Das zentralafrikanische Tieflandbecken mit seinen typischen Regenwäldern trifft auf das ostafrikanische Hochland und seine Savannen. Dazwischen: der zentralafrikanische Grabenbruch, der dem Westen Ugandas eine Reihe von großen Seen und hohen Bergsystemen beschert. Die unmittelbare Nähe dieser diversen Naturräume ist für eine entsprechende Diversität der Flora und Fauna verantwortlich. In Zahlen: Über 20.000 Pflanzenarten sind in Uganda heimisch, darunter 300 Baumarten. Und der Bestand an Großwild und anderen Tieren erholt sich dank der Schutzmaßnahmen der Regierung von Jahr zu Jahr. Wir sehen bei unserer Rundreise durch Uganda im Murchinson Falls Nationalpark Löwen und Leoparden, Büffel und Elefanten und vielleicht sogar die urzeitlichen Nilkrokodile. Im Bigodi Wetland Sanctuary erwarten uns 137 Vogelarten, in den Savannen des Queen Elisabeth Nationalparks alle großen Tiere Afrikas neben Hyänen und großen Waldschweinen. Im Kazinga-Kanal treffen wir auf große Herden Flusspferde und bei Ishasha kreuzen wir den Weg großer Elefanten und Büffelherden. Achten wir unbedingt auf die Bäume dieser Region. Nicht dass sie anders aussehen, sie haben nur einen ungewöhnlichen Bewohner: den Baumlöwen. Auch das Rhinozeros sollten wir nicht vergessen. Die Art war in Uganda während des Bürgerkriegs ausgerottet. Heute können wir die Zuchterfolge während unserer Rundreise durch Uganda im Ziwa Schutzgebiet bewundern.
Warum tragen die Nationalparks und Seen Ugandas die Namen englischer Könige und Königinnen? Die einfache Antwort: Uganda gehörte vor 1962 als „East Africa“ zum britischen Kolonialreich. Deshalb treffen wir bei unserer Rundreise durch Uganda an vielen Stellen, aber hauptsächlich im Murchison Falls-Nationalpark und rund um den Lake Victoria, immer wieder auf die Spuren der großen Afrikaforscher des 19. Jahrhunderts, die Helden unserer belesenen Kindheit: John Hanning Speke, Richard Francis Burton, David Livingstone und Henry Morton Stanley. Sie alle riskierten ihr Leben, um den Wettlauf der Entdeckung der Nilquellen zu gewinnen. Lange Zeit nahm man an, der Lake Victoria speise den Nil. Heute weiß man, dass keiner der Afrikaforscher die Quellen entdeckte. Der Strom hat zwei Quellflüsse. Der Kagara ist der längere von beiden. Sein Quellbach, der Luvironza, entspringt in Burundi. 6.671 Kilometer sind es von hier zum Mittelmeer bei Alexandria. Der kürzere der beiden Quellflüsse des Nils ist der Rukarara. Er entspringt im Süden Ruandas – und mündet in den Lake Victoria. Denken wir an die Helden unserer Kindheit, wenn wir während unserer Rundreise in Uganda an seinen Ufern stehen.
Heben wir uns für unsere Rundreise durch Uganda das Beste für den Schluss auf. Sie sind die Stars der Tierwelt: Schimpansen und Berggorillas. Denken wir daran, dass wir in Uganda immer eine Hand an der Wiege der Menschheit haben. Schimpansen lassen sich sehr gut im Kibale-Nationalpark im Westen des Landes beobachten. Der Park hat eine der höchsten Primatendichten weltweit und bietet den meisten Primatenarten Ugandas Raum. Aus einer Kooperation mit Primatologen des Jane Goodall-Instituts entstand das Kibale Primate Habituation Project, das die heute mehr als 1.400 Schimpansen des Parks schützt. Gut für uns: So gut wie hier sind die Beobachtungschancen ganzer Familiengruppen nirgendwo, denn die Tiere wurden in einem vorsichtigen und langsamen Prozess an Menschen gewöhnt. Weiter im Südwesten dann der Bwindi Impenetrable National Park. Es gibt Menschen, die kommen nur wegen seiner Bewohner nach Uganda – den rund 400 Berggorillas, die Hälfte der heute existierenden Weltpopulation. Etwa ein Drittel davon ist an den Menschen gewohnt, die übrigen bekommen auch Touristen nicht zu sehen. Die Art wurde übrigens erst 1902 entdeckt, von einem deutschen Hauptmann, an den Hängen der Virunga-Vulkane im Westen Ugandas. Uns sind diese Hintergründe eigentlich egal, wenn wir als Höhepunkt unserer Rundreise in Uganda aus nächster Nähe – der Mindestabstand beträgt sieben Meter – diese sanften Riesen in ihrem natürlichen Habitat besuchen dürfen. Zwei Meter groß und 200 Kilogramm schwer sind die alten Männchen, die Silberrücken. Und ganz friedlich sitzen sie in ihrem Schlafnest und schauen uns aus schwarzen Augen an. Ein Augenblick für die Ewigkeit.