Im Dezember 2018 öffnete das Oodi, die Stadtbibliothek von Helsinki. Die Bibliothek ist für jeden zugänglich und verdient genaugenommen eine andere Bezeichnung, denn das Angebot geht weit über Bücher und Zeitschriften hinaus. Vielmehr ist es das allgemeine Wohnzimmer der Stadt: Hier gibt es Probe- und Tonstudios, Leihinstrumente, Laserschneider, Designboards, 3D-Drucker, ein Digitalisierungsstudio, diverse Videospielzimmer mit allen erdenklichen Konsolen und Spielen, Arbeitsstationen für Hand- und Holzarbeiten (ausgestattet mit Textildruckern, Nähmaschinen und Schneiderpuppen, Sägen, Werkbänken etc.), kleine Tagungs- und Veranstaltungsräume, eine Probebühne und sogar einen kleinen Kinosaal. Unsere Reiseleitung Jonna zeigt uns ihre Lieblingsplätze an diesem wundersamen Ort, der wie der Rest der Stadt von Musik, leisem Stimmengewirr, Licht und Weihnachtszauber erfüllt ist. Wir verweilen ein bisschen, lassen die Atmosphäre auf uns wirken und sehen den Bibliotheksrobotern dabei zu, wie sie fleißig blinkend unzählige Bücherkisten durch die Gänge schieben. Ich verspreche: Es ist ein Erlebnis!
Was bei einem Finnland-Trip auf keinen Fall fehlen darf, auch wenn er noch so kurz sein mag, ist außerdem ein Saunabesuch – vor allem im Winter. Wir müssen nicht lange überlegen und gehen, wie immer, ins Löyly. Das eher unscheinbare Gebäude im ehemaligen Hafen- und Industriegebiet Helsinkis macht auf den ersten Blick nicht viel her. Der eigentliche Wow-Effekt stellt sich erst im Inneren ein: Die kleine holzbefeuerte dunkle Rauchsauna und die größere, nicht ganz so heiße „normale“ Sauna mit herrlichem Panoramafenster sind ein absolutes Erlebnis. Natürlich ist das Eisbad in der knapp 3°C kalten Ostsee zwischen den Saunagängen ebenfalls ein Muss! Dieses Mal macht mir Helsinki dabei ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Denn zu dieser Zeit des Jahres, so darf ich feststellen, ist ein finnischer Saunabesuch etwas ganz Besonderes: Die aufgepeitschte Ostsee tost unter mir, vor mir funkelt und glitzert das erleuchtete Stadtpanorama Helsinkis im Schnee und in meinem Kopf singt eine Stimme „Stille Nacht, heilige Nacht“, während der Geist der Weihnacht behutsam nach mir greift und mich mit einer tiefen Zufriedenheit erfüllt.
Um das Finnland-Erlebnis abzurunden, empfehle ich außerdem einen Besuch in einer Karaoke-Bar. Moment, rollen Sie jetzt bitte nicht sofort mit den Augen. Denn ein gemeinsamer Abend bei Getränken und Gesang macht wirklich großen Spaß und ist hier eine gängige Freizeitbeschäftigung. Wie so oft muss ich auch dieses Mal wieder feststellen, dass weder in mir, noch den anderen Menschen in der Bar ein unentdecktes Gesangstalent schlummert; Spaß macht es dennoch! Selbst die unaussprechlich scheinenden finnischen Worte lassen sich zu späterer Stunde nahezu mühelos aus voller Kehle ins Mikrofon schmettern. Versprochen!