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Helsinki: Von verschneiten Nächten und Weihnachtszauber

Helsinki: Von verschneiten Nächten und Weihnachtszauber

Finnlands Hauptstadt Helsinki sollte jeder einmal gesehen haben. Das findet auch unsere Kollegin Ann-Kathrin, die schon oft zu Besuch war in der modernen Metropole. Im Dezember reiste sie zum ersten Mal während der Adventszeit nach Helsinki. Sie war auf der Suche nach dem Zauber von Weihnachten – und so viel sei schon mal verraten: Sie hat ihn gefunden!


Finnland: Dort, wo der Weihnachtsmann wohnt

Haben Sie schon mal vom Korvatunturi gehört? Das ist ein Berg in Lappland, Finnlands nördlichster Region, und dort wohnt der Weihnachtsmann mit seiner Familie und den vielen eifrigen Wichteln. So jedenfalls heißt es in dem liebevoll gestalteten Bilderbuch „Wo der Weihnachtsmann wohnt“ von Mauri Kunnas. Wenn ich mich hier so umsehe, dann fällt es mir nicht schwer, das zu glauben. Der knirschende Schnee unter meinen Füßen und die unzähligen kleinen Lichter, die sich sanft im Wind wiegen, versprühen eine unvergleichliche Weihnachtsstimmung. Unser Hotel ist mitten im Herzen Helsinkis, wir sind gerade angekommen und auf der Suche nach etwas zu Essen. Es ist nicht mein erster Besuch und doch wirken die mir sonst so vertrauten Straßen irgendwie fremd – wie verzaubert. Wo ich auch hinblicke sehe ich in Lichterketten gehüllte Tannenbäume, ein goldener, warmer Schein liegt über der ganzen Stadt, in der es auch sonst schon nicht besonders hektisch zugeht. Alles versprüht eine besinnliche, ja greifbare Gemütlichkeit.

Mit leuchtenden Augen spazieren wir die Flaniermeile Helsinkis, Esplanadi, entlang und lassen uns von der weihnachtlichen Dekoration der Fassaden und Schaufenster verzaubern. Zu beiden Seiten des Parks, der in einen weißen Mantel aus funkelndem Schnee gehüllt ist, befinden sich zahlreiche Luxusgeschäfte, Cafés und Hotels. Neben den internationalen Marken finden sich hier auch finnische Designer wie Marimekko, Aarikka und Ittala. Es ist wie eine Zeitreise in die 1920er Jahre: Alles wirkt mondän und gediegen mit den verschnörkelten Geländern und Jungendstil Pavillons – ein herrlicher Anblick!

Helsinki kulinarisch

Die finnische Küche kommt traditionell mit viel Fisch und Wild daher. Dazu gibt es so ziemlich alles, was der Wald zu bieten hat. Ungewöhnliche Kombinationen und sehr intensive Kräuter und Gewürze verleihen den eigentlich bekannten Lebensmitteln einen unvergleichlichen Geschmack. Das Savotta, das am Ende der Aleksi direkt gegenüber des Doms liegt, ist ein authentisch finnisches Restaurant und eine absolute Empfehlung. Der Name bedeutet übersetzt in etwa so viel wie Protokollierungsstelle und daran ist auch die Inneneinrichtung angelehnt. Auf den Teller kommen moderne finnische Gerichte mit einem Hauch von Nostalgie. Eine ideale Kombination, die perfekt zu der weihnachtlichen Gemütlichkeit draußen auf den Straßen passt.

Aber auch die Festungsanlage Suomenlinna ist einen Besuch wert – und zwar zu jeder Jahreszeit. Mit der Fähre geht es in 20 kurzen Minuten von der Altstadt aus auf die vorgelagerte Inselgruppe. Nahe des Trockendocks, wo Besucher zahlreiche historische Boote bestaunen können, hat mitten in der Pandemie das Adlerfelt eröffnet. In einem 250 Jahre alten Backsteinbau befindet sich nun ein modernes Restaurant mit viel Liebe zum Detail: Sowohl das Interieur als auch die Speisen sollte man sich nicht entgehen lassen.

Finnische Gemütlichkeit: Was tun in Helsinki zur Weihnachtszeit?

Im Dezember 2018 öffnete das Oodi, die Stadtbibliothek von Helsinki. Die Bibliothek ist für jeden zugänglich und verdient genaugenommen eine andere Bezeichnung, denn das Angebot geht weit über Bücher und Zeitschriften hinaus. Vielmehr ist es das allgemeine Wohnzimmer der Stadt: Hier gibt es Probe- und Tonstudios, Leihinstrumente, Laserschneider, Designboards, 3D-Drucker, ein Digitalisierungsstudio, diverse Videospielzimmer mit allen erdenklichen Konsolen und Spielen, Arbeitsstationen für Hand- und Holzarbeiten (ausgestattet mit Textildruckern, Nähmaschinen und Schneiderpuppen, Sägen, Werkbänken etc.), kleine Tagungs- und Veranstaltungsräume, eine Probebühne und sogar einen kleinen Kinosaal. Unsere Reiseleitung Jonna zeigt uns ihre Lieblingsplätze an diesem wundersamen Ort, der wie der Rest der Stadt von Musik, leisem Stimmengewirr, Licht und Weihnachtszauber erfüllt ist. Wir verweilen ein bisschen, lassen die Atmosphäre auf uns wirken und sehen den Bibliotheksrobotern dabei zu, wie sie fleißig blinkend unzählige Bücherkisten durch die Gänge schieben. Ich verspreche: Es ist ein Erlebnis!

Was bei einem Finnland-Trip auf keinen Fall fehlen darf, auch wenn er noch so kurz sein mag, ist außerdem ein Saunabesuch – vor allem im Winter. Wir müssen nicht lange überlegen und gehen, wie immer, ins Löyly. Das eher unscheinbare Gebäude im ehemaligen Hafen- und Industriegebiet Helsinkis macht auf den ersten Blick nicht viel her. Der eigentliche Wow-Effekt stellt sich erst im Inneren ein: Die kleine holzbefeuerte dunkle Rauchsauna und die größere, nicht ganz so heiße „normale“ Sauna mit herrlichem Panoramafenster sind ein absolutes Erlebnis. Natürlich ist das Eisbad in der knapp 3°C kalten Ostsee zwischen den Saunagängen ebenfalls ein Muss! Dieses Mal macht mir Helsinki dabei ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Denn zu dieser Zeit des Jahres, so darf ich feststellen, ist ein finnischer Saunabesuch etwas ganz Besonderes: Die aufgepeitschte Ostsee tost unter mir, vor mir funkelt und glitzert das erleuchtete Stadtpanorama Helsinkis im Schnee und in meinem Kopf singt eine Stimme „Stille Nacht, heilige Nacht“, während der Geist der Weihnacht behutsam nach mir greift und mich mit einer tiefen Zufriedenheit erfüllt.

Um das Finnland-Erlebnis abzurunden, empfehle ich außerdem einen Besuch in einer Karaoke-Bar. Moment, rollen Sie jetzt bitte nicht sofort mit den Augen. Denn ein gemeinsamer Abend bei Getränken und Gesang macht wirklich großen Spaß und ist hier eine gängige Freizeitbeschäftigung. Wie so oft muss ich auch dieses Mal wieder feststellen, dass weder in mir, noch den anderen Menschen in der Bar ein unentdecktes Gesangstalent schlummert; Spaß macht es dennoch! Selbst die unaussprechlich scheinenden finnischen Worte lassen sich zu späterer Stunde nahezu mühelos aus voller Kehle ins Mikrofon schmettern. Versprochen!


Mein Fazit

Auch wenn mir Helsinki keine Unbekannte ist, so war dieser Besuch zur Vorweihnachtszeit ein ganz besonderes Erlebnis. Die vielen Lichter, Dekorationen und der Schnee verbreiten eine Atmosphäre, die einen nicht nur von einer weißen Weihnacht träumen lässt, sondern sie zur Wirklichkeit macht. Die Stadt lässt sich auch bei Minustemperaturen wunderbar zu Fuß erkunden – den beheizten und somit schnee- und eisfreien Straßen sei Dank, so gibt es auch im Winter keine Rutschpartie. Und auch der übliche Stress, den wir vielerorts vor Weihnachten erleben, fehlt hier. Ob das daran liegt, dass der Weihnachtsmann aus Finnland kommt? Wer weiß, Besinnlichkeit und Gemütlichkeit können die Finnen jedenfalls wie kaum jemand anderes. Noch ein letzter Tipp: Der charmante Weihnachtsmarkt auf dem Senatsplatz. Hier duftet es überall herrlich nach Glögi – dem original finnischen Glühwein. Hyvää joulua ja onnellista uutta vuotta– Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr. Ich komme wieder!



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