Herr Inue, zum Einstieg einmal ganz simpel zusammengefasst: Was ist Ramen?
Ramen ist eine Nudelsuppe und kommt ursprünglich aus China. Das Wort Ramen ist an den Klang des chinesischen Namen für das Gericht angelehnt worden. In Japan wurde die Suppe dann stetig weiterentwickelt und mit den Zutaten des Landes vermischt. Inzwischen gibt es unzählige verschiedene Arten, die von Region zu Region teils stark variieren. Die zwei Hauptbestandteile sind aber immer und überall: Suppe und Nudeln.
Wie kamen Sie auf die Idee, ein Ramen-Meister zu werden? Was für eine Bedeutung hat Ramen in der japanischen Kultur?
Großes Interesse und eine gewisse Leidenschaft sind, die wichtigste Voraussetzung dafür. In Japan ist Ramen ein Alltagsessen. Vom Kleinkind bis zum alten Menschen – jeder isst dieses Gericht. Es gibt dort niemanden, der Ramen nicht kennt oder es noch nie gegessen hat. Jede Region macht es ein bisschen anders, jedes Restaurant entwickelt seine Version davon individuell weiter. Wenn man Ramen wirklich liebt, dann versucht man natürlich so viele verschiedene Ramen wie nur irgendwie möglich zu probieren. Der Wunsch, mehr über die Herstellung und die Geschichte zu erfahren, wächst dabei von ganz alleine. Und dann geht es darum, sich in die Ausbildung zu begeben und die Technik zu erlernen.
Wie lange dauert denn so eine Ausbildung?
In Japan gibt es keine festgelegten Regeln, was die Dauer oder den Inhalt einer Ausbildung betrifft. Dort gilt das Wort des ausbildenden Meisters. Wenn dieser dich für bereit erklärt, dann hast du deine Ausbildung abgeschlossen. Das kann zwei Jahre dauern, aber auch fünf oder zehn. Derjenige, der eine große Leidenschaft mitbringt, der wird schneller ausgelernt haben als jemand, der weniger Interesse an seinem Handwerk mitbringt. Ich selbst habe in Tokio gelernt und bin heute noch auf der Suche nach meinem Ramen, nach meiner perfekten Kreation. Ich würde mich selbst in diesem Sinne also gar nicht als Meister bezeichnen. Es gibt noch vieles, das ich lernen kann, die Reise ist noch lange nicht vorbei.
Was ist das Besondere an einem Ramen Restaurant?
Ramen zu machen ist ziemlich schwierig. Die Küche muss für die Herstellung besonders eingerichtet werden. Die Vorbereitung der Suppenarten, das Bereitstellen der Zutaten, die unterschiedlichen Stationen während der Zubereitung – das alles braucht viel Platz. Zudem arbeiten wir stets mit einer Stopp-Uhr. Der Blick auf die Zeit gehört zur Zubereitung genauso dazu wie die Suppe und die Nudeln selbst. Erstere muss beispielsweise sehr heiß sein, letztere dürfen nicht zu lange kochen. Hierfür muss alles am richtigen Platz stehen, die Abläufe müssen reibungslos ineinandergreifen, es gehört viel Erfahrung dazu. Japanisches Ramen kann man nicht einfach nebenbei fertigen, dafür braucht es ein speziell darauf ausgerichtetes Restaurant. Es kommt zwar vor, dass sich andere asiatische Restaurants Ramen auf die Speisekarte schreiben, doch das ist einfach nicht dasselbe.
Worauf sollte ich achten, wenn ich als Einsteiger das erste Mal Ramen essen gehe? Worin unterscheiden sich die verschiedenen Arten, gibt es da Tipps und Tricks?
Zunächst einmal gibt es da keine Regeln. Ramen ist so vielfältig, wie Japan selbst. Es gibt viele verschiedene Arten von Nudeln und Brühe. Manche Suppen werden zum Beispiel auf Basis von Sojasauce hergestellt, sind dunkel und kräftig, andere sind leuchtend rot und bestehen aus verschiedenen scharfen Saucen. In Tokio bestehen die meisten Suppen aus Hühnerbrühe oder werden vegetarisch mit Kombu, einer Algenart, hergestellt. Zudem gibt es dort viele Brühen aus Schweinebouillon, so habe ich die Ramenherstellung gelernt. Auch die einzelnen Zutaten sind von Restaurant zu Restaurant verschieden. Dem einen schmeckt Fleisch, ein anderer mag es lieber vegetarisch, mit Tofu oder Ei. Gerade deshalb ist Ramen auch so beliebt. Für jeden gibt es eine passende Variante, man muss sich nur ausprobieren und sein liebstes Ramen finden.
Gibt es auch Tipps für die Herstellung zuhause? Etwas, worauf ich achten kann, wenn ich es selbst einmal kochen möchte?
Die Frage wird auch in Japan sehr häufig gestellt. (lacht) Zunächst einmal: Die Suppe sollte wirklich heiß sein. Nicht warm, kochend heiß. Dafür sollten jedoch die Nudeln nicht zu lange gekocht werden. Und das Wasser sollte richtig gut abgeschüttelt werden. Dann wird das Ramen zuhause gleich ganz anders schmecken. Probieren Sie das unbedingt einmal aus!
Herr Inue, für all unsere Japan Reisenden: Verraten Sie uns Ihren Geheimtipp für das beste Ramen in Tokio?
Ikebukoro ist das Ramen-Viertel in Tokio. Dort gibt es ein Restaurant neben dem anderen. Die Schlangen stehen teils die ganze Straße entlang – das ist ein gutes Zeichen. Wo viele Menschen freiwillig warten, findet sich meist etwas, auf das es sich zu warten lohnt. Dort gibt es außerdem viele verschiedene Arten von Ramen. Man kann dort wirklich nach Herzenslust schlemmen.