Unsere kulinarische Reise führt uns nun weiter nach Zentralanatolien, zu einem der schönsten Ziele des Landes – nach Kappadokien. Berühmt wurde die Region durch die so genannten Feenkamine, hohe, kegelförmige Tuffsteinformation
en. Über Millionen Jahre hat hier die Natur eine landschaftliche Einmaligkeit geschaffen, so dass die Region um Göreme einem einzigartigen, riesigen Freilichtmuseum gleicht. Der Blick auf diese faszinierende Landschaft ist bei einer Fahrt im Heißluftballon noch beeindruckender.
Doch auch kulinarisch kommt man hier auf seine Kosten, denn Kappadokien ist u.a. die Heimat des Testi Kebab, auch Töpfer- oder Terrakotta-Kebab genannt. Als Kebab werden Fleischgerichte im Allgemeinen bezeichnet, unabhängig von der Zubereitung. Als Fleischsorten kommen Lamm, Kalb oder Huhn zum Einsatz. Schwein wird auf Grund des weit verbreiteten muslimischen Glaubens nicht gegessen. Bei der Zubereitung eines Kebabs dominiert das Grillen und Schmoren, gebraten wird es eher selten. Als Beilage dient, was immer die Felder hergeben. Gemüse jeglicher Art, wie leckere Zucchini, süße Tomaten, knackige Gurken, Auberginen in jeglicher Farbe und Form, milde Spitzpaprika, Kichererbsen, Bohnen und Linsen, aber auch Getreide. In Nordanatolien gibt es zudem große Reisfelder.
Das Testi-Kebab ist für viele Liebhaber eine höchst einfache und zugleich äußerst raffinierte Methode, ein Kebab zuzubereiten. Grundmaterial ist ein kleiner, Amphoren ähnlicher Tontopf, der mit Fleisch, Gemüse und Gewürzen gefüllt und anschließend verschlossen wird. Nun wird der Topf zum Garen senkrecht in den so genannten Tandır gestellt, ein tönerner Ofen, der nicht von vorn, sondern von oben befüllt wird und so oder in ähnlicher Form von der Türkei bis hin nach Indien bekannt ist. Nach etwa einer halben Stunde entsteht in der Mitte der verschlossenen Öffnung ein Loch und die Füllung wird nach dem Prinzip des Schnellkochtopfes gegart. Das Geheimnis des einzigartigen Geschmacks von Testi Kebab ist neben der Qualität der Zutaten die hohe Temperatur und der innere Druck des Tontopfes. Da die Zubereitung und das Kochen des Testi Kebab viel Zeit in Anspruch nimmt, beginnt man bereits Stunden vor dem Essen mit der Vorbereitung.
Bei einem so großen kulinarischen Angebot, das die Türkei dem Besucher macht, ist es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Aber das muss man ja auch nicht. Oft sind es gerade die ungeplanten Begegnungen, die am nachhaltigsten wirken und nicht selten dazu beitragen, wie wir ein Land in Erinnerung behalten. Warum also nicht einfach mal in eines der zahlreichen Restaurants gehen, in denen praktisch nur Einheimische anzutreffen sind? Auf den Rat eines Fremden zu hören und etwas bestellen, von dem man absolut noch nie gehört, geschweige denn es je probiert hat. Sind das nicht die Erlebnisse, die das Reisen u.a. ausmachen? Begegnungen mit Menschen und ihrer Kultur. Essen gehört dazu.